Ausstellung vom 5. Dezember 2014 – 7. März 2015
Minna Ennulat wurde 1901 in Ostpreußen geboren und war als Hauswirtschafterin auf großen Gütern und Schlössern tätig. Im Februar 1945 ist sie aus dem brennenden Rittergut Dösen über das brüchige Eis des Frischen Haffes geflohen und hat erlebt, wie Nachbarn und Verwandte im Bombenhagel neben ihr im treibenden Eis ertranken.
20 Jahre später konnte sie nach entbehrungsreichen Jahren ein eigenes kleines Siedlungshaus im Hessischen beziehen und hängte dort Bilder an die Wände, die sie selber malte: das Geburtshaus ihres Mannes, Gutsoberinspektor Gustav Ennulat, die Kirche von Rogalen, die Pferdekoppel bei Eibenburg, die Schlösser Beynuhnen, Dombrowken und Trakehnen, alle umgeben von prachtvoll blühenden Gärten an hellen friedlichen Sommersonntagen. Sie übertrug die verlorene Heimat in das neue Haus. Minna Ennulat war die erste naive Malerin, die Egon Hassbecker entdeckt hat.
Seit 1999 beschäftigt sich Elke Weickelt mit außereuropäischer Stammeskunst, mit Kinderzeichnungen, mit Kunst von psychisch kranken und geistig behinderten Menschen. 2006 gab sie ihrer Ausstellung im Heidelberger Kunstverein den Titel „Einfachheit“.
2011 nahm Elke Weickelt an der Jubiläumsausstellung der Sammlung Prinzhorn „Von Kirchner bis heute“ teil. Anschließend hat sie sich zwei Jahre lang Minna Ennulat und ihren Bildern in unserer Sammlung gewidmet. Sie hat sie fotografiert, auf Papier aufgezogen, in ihrem Atelier aufgestellt. Sie hat signifikante Motive herausgegriffen und durch Komposition und Farbgebung in ihrer Bedeutung verändert. Zitate aus den ornamentfreudigen, mit Blüten und Früchten übersäten Bildern der Ennulat hat sie in die für sie typische einfache Formensprache umgesetzt. Sie hat aber auch nachgemalt. „Man kommt dabei in eine ganz andere, kindliche Verfassung“ kommentiert sie.
Wir zeigen in unserer Ausstellung die spannungsreiche Gegenüberstellung der Bilder zweier unerschrockener Frauen.
Zu dieser Ausstellung erscheint ein Katalog mit Texten von Dr. Volker Dallmeier, Prof. Hans Gercke und Barbara Schulz.
Im Parterre des Museums zeigen wir die schönsten Ennulat-Bilder aus der Sammlung Elke und Werner Zimmer, Düsseldorf.
In Zusammenarbeit mit der Gesellschaft der Freunde des Museum Haus Cajeth e.V.
Gefördert durch die Stadt Heidelberg/Kulturamt