Egon Hassbecker zum 100. Geburtstag
„Vorgegebene Beschränkungen haben Hassbecker eher stimuliert als gebremst“ (Hans Gercke)
„Der Eberbacher Buchhändler Egon Hassbecker hat 1980 in Heidelberg seinen Laden mit Büchern eröffnet, die er selbst gern las. Seit den 1970er-Jahren war er zu einem begeisterten Liebhaber von Werken jenseits seiner Profession geworden. Nach Zeichnungen und Druckgrafiken von Schriftstellern hatte er Werke von anderen Außenseitern der bildenden Kunst auszustellen begonnen, von Laien, die oftmals aus einer persönlichen Krise heraus zu malen oder zeichnen anfangen und deren Bilder ihm existenzieller und authentischer als die akademischer Künstler erschienen.
Damals wurden sie zumeist als naiv bezeichnet, heute gelten sie zum Teil als Vertreter der Outsider Art. Hassbecker selbst wählte mit Wilhelm Uhde den Begriff primitiv.
Der Markt für solche Werke war klein, die Preise waren moderat. Was den Buchhändler aber vor allem reizte, war, dass er primitive Kunst selbst entdecken konnte. Gemeinsam mit seiner Gefährtin und Mitarbeiterin Barbara Schulz unternahm er zahlreiche Kunstforschungsreisen, von denen sie meist reiche Funde heim brachten, beeindruckende Bilder. So kam der Grundstock für ein Museum zusammen, das, liebevoll ausgestattet, 1982 gleich neben der Buchhandlung eröffnet werden konnte. Für Hassbecker war es neben dem Haus in Mülben und seinem Laden sein wichtigster Lebensort. Jeden, der sich interessiert zeigte, führte er begeistert in die Welt seiner Kunst ein, und der Freundeskreis des Museums wuchs schnell auf mehr als 300 Mitglieder. Auch ich habe ihn zuerst als mitreißenden Kunstvermittler in den 1990er-Jahren kennengelernt. Noch immer kündet die Sammlung Hassbecker vom Pioniergeist ihres Begründers, und die unveränderten Museumsräume bewahren etwas von seinem liebevollen Umgang mit dieser besonderen Kunst.“
So hat Thomas Röske, Leiter der Sammlung Prinzhorn, den Mann vorgestellt, für dessen Lebenserinnerungen «Haspelgasse 12 in Heidelberg» er ein kundiges Grußwort verfasst hat. Am 18. August vor 100 Jahren wurde Egon Hassbecker geboren.
Als ich ihn 1973 in seine Heimatstadt Leipzig begleitete, hat er mir gleich am ersten Tag das Museum für Völkerkunde gezeigt. Dort hatte er vor der nationalsozialistisch orientierten Reglementierung im Deutschen Jungvolk bei afrikanischen Masken und Nagelfetischen Schutz gesucht.
Später, als Kunsthändler, hat er Bilderrahmen selbst zugeschnitten, aus Holz, welches er im Sägewerk günstig einkaufte. Aus den Reststücken, die anfielen, hat er Häuser zusammengesetzt, Brettfiguren, Baumgeister geschaffen, nebenbei Aquarelle und Collagen zu Papier gebracht.
Zum 100. Geburtstag möchten wir sie zeigen, genauso, wie die naiven Stickbilder von Ehefrau Jutta, die Ölpastellkreidepappen von Sohn Johannes, dazu die wichtigsten seiner Lieblingsbilder aus der Sammlung.
Hans Gercke war der erste Kunsthistoriker, der im Heidelberger Tageblatt über Egon Hassbeckers Ausstellungen schrieb, Wolfgang Wagner war der erste Leser, der so neugierig wurde, dass er nach Eberbach fuhr, um sich die Bilder anzusehen. Im Zuge der Altstadtsanierung, die er damals leitete, hat er uns bewogen, mit unseren bizarren Bildern im barocken Haus Cajeth eine neue Wunderkammer zu begründen.
(Barbara Schulz)
Ausstellung
Von 19. Juli bis 16. Oktober 2024.
Eröffnung der Ausstellung am 19. Juli 2024 um 19.00 Uhr.
Öffnungszeiten
Montag bis Freitag von 11.00 bis 17.00 Uhr
Samstag von 12.00 bis 16.00 Uhr
Videoeinführung der Ausstellung
Rundgang über die Ausstellung, im Museum Haus Cajeth
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Ausstellungsinformation zum Herunterladen
Einladungsfaltblatt als PDF-Datei
Führungen
vereinbaren Sie gern telefonisch oder per E-Mail
Kontakt: Karin Liane Mysz